Urbanisierung: Digitale Lösungen gegen die Landflucht

InnovationsRadar
3 min readSep 25, 2021

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TEXT: Dr. Michael W. Preikschas

Weltweit zieht die Aussicht auf Arbeit und Wohlstand die Menschen in die Städte. Die Hälfte der globalen Bevölkerung lebt schon jetzt in Städten, Schätzungen zufolge werden es in 2050 zwei Drittel aller Menschen sein, die sich in den urbanen Gebieten aufhalten. Das Problem: Gerade in den Städten fokussieren sich zwei der größten Herausforderung der Menschheit — Armut und Umweltzerstörung. Schlechte Qualität von Wasser und Atemluft, nicht ausreichende Verfügbarkeit von Wasser, die Abfallproblematik und der hohe Bedarf an energetischer Versorgung sind einige der zunehmend auftretenden Probleme.

In der allerersten weltweiten Studie zum Thema Urbanisierung hat die University of Hong Kong 814 Städte analysiert. Eines der wichtigsten Erkenntnisse ist das Ungleichgewicht zwischen dem Bevölkerungswachstum und dem Wohnungsbau bzw. dem Schaffen von Grünflächen wie Parks oder Begrünung von Gebäuden. Die Menschen finden somit schlecht eine Wohnung und können sich schwer von der Arbeit erholen. Vor allem in Schwellenländern in Asien und Afrika sind diese Herausforderungen präsent. Dennoch ist auch in der westlichen Welt die Vereinsamung der Dörfer und Gemeinden durch eine zunehmende Landflucht spürbar. Das Leben auf dem Land hat sehr viele Vorteile. Vielleicht kann die Digitalisierung helfen die Nachteile auszugleichen.

Durch zunehmende Vernetzung und digitale Infrastruktur können beispielsweise Einzelhändler auf dem Land mehr Kunden erreichen und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Onlinehandel erhöhen. Hier setzt das junge Software-Unternehmen ciconia GmbH aus Mannheim mit ihrer Marktfee.app an. Im Mittelpunkt des sozialen Mitbringnetzwerks stehen alltägliche Einkäufe wie etwa vom Bäcker, Metzger oder Supermarkt. Davon profitieren vor allem Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Über die App können Kunden Waren aus dem Sortiment regionaler Geschäfte kaufen und nachhause oder an eine zu Fuß erreichbare Abholstation liefern lassen. So wird zum einen die Versorgung verbessert und gleichzeitig potenzielle Kundschaft in die Geschäfte vor Ort geholt.

Auch das Projekt “Digitale Teams” versucht eine Verbindung zwischen analoger und digitaler Welt zu erreichen. Hier die Welt der Arbeit. Das Software-Ökosystem soll es Wissensarbeitern ermöglichen frei von Arbeitsplatzanforderungen ihren Tätigkeiten nachzugehen. Es schafft unter anderem flexible Arbeitszeitmodelle, digitale Kollaboration und agile Methode bei der Arbeit in Projekten. Dabei enthält das Werkzeug zum Beispiel die Möglichkeit zur Auswertung von virtuellen Indikatoren für die Stimmung im Team oder einen KI-gestützten Assistenten, der Termine im Blick behält oder im Meeting protokolliert.

Nicht nur der Einkauf und das Arbeiten sind auf dem Land bedroht. Auch die Kultur wird durch Mobilitätsprobleme und Angebot erschwert. Mit dem Projekt “LIPS” stellt sich ein Forscherteam unter der Leitung des Unternehmens Sennheiser dieser Problematik. Ziel ist die Unabhängigkeit von Kulturangeboten von einer territorialen Distanz.

Ermöglicht wird dies durch eine innovative Übertragungstechnik. Spannend ist außerdem die Möglichkeit des Musizierens von verschiedenen Musikern von unterschiedlichen Orten. Die Technologie erlaubt eine Übertragung ohne zeitlichen Versatz und somit können mehrere Signale zusammengebracht werden. Für den Zuhörer oder Zuseher ist ein Eintauchen in die multimedialen Klangwelten ohne Verluste möglich.

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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Beiträge von Dr. Michael W. Preikschas & Dr. Michael Schuricht zu Trends und innovativen Geschäftsideen

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