Sustainability: Die Verpackung als Schlüssel zur Kaufentscheidung

InnovationsRadar
3 min readNov 8, 2020

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TEXT: Dr. Michael W. Preikschas

Viele Kundinnen und Kunden bestellten im Frühjahr während des Lockdowns zum ersten Mal in ihrem Leben im Internet. Häufiger als sonst werden nun auch Waren des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, Drogerieartikel oder Medikamente online bestellt: Das Plus beträgt laut bevh-Studie (Bundesverband E-Commerce & Versandhandel) mehr als 51 Prozent im zweiten Quartal des Jahres 2020. Diese schnelllebigen Konsumgüter werden wohl nach Ende der Pandemie wieder im Supermarkt gekauft werden. (bevh.org)

Wichtig für den Handel ist, dass es einen starken Zusammenhang zwischen den online verkauften Waren und der Nachhaltigkeit der Produkte gibt. Wie der „Handelsmonitor 2020“ ermittelte ist der Aspekt der Nachhaltigkeit wichtig für die Kaufentscheidung. Dies ist vor allem in den Bereichen der Molkereiprodukte, bei Reinigungs- und Haushaltsmitteln und bei Frischeprodukten wie Obst, Gemüse oder Frischfleisch relevant. Regionalität ist eine der zentralen Produkteigenschaften, um der Bezeichnung „nachhaltig“ gerecht zu werden. Mit dem Begriff werden von den Befragten vor allem Produkte, die aus der Region kommen (13%), kurze Liefer- und Transportwege verzeichnen (10%) sowie Produkte, die regional angebaut werden (5%), verbunden. Zusätzlich wächst auch der Wunsch der Konsumenten nach noch mehr Handelsmarken mit regionalem Bezug (71% / 2020, zum Vgl. 67% / 2019). Gleichzeitig nimmt das Thema zunehmend stärkeren Einfluss auf die Kaufentscheidungen: 61 Prozent der Befragten geben an, heute beim Einkauf stärker darauf zu achten, Produkte aus der eigenen Region zu kaufen (2019 waren dies noch 52%).

Weiterer wichtige Punkte bei der Kaufentscheidung sind die Regionalität der Händler sowie die Nachhaltigkeit bei der Verpackung. Umweltfreundliche Verpackungen, möglichst ohne Plastik, gehören für den Verbraucher zu einem nachhaltigen Produkt dazu. Daher ist auch nicht verwunderlich, dass der Konsument beim Thema Verpackung keinen Unterschied zwischen Herstellermarke und Handelsmarke macht. Die Handelsmarke muss hier die gleichen Anforderungen erfüllen (78%) wie das Markenprodukt. Auch achten vier von fünf Konsumenten (78%) darauf, dass möglichst wenig Verpackungsmaterial bei Handelsmarken verwendet wird und wenn, dieses recyclebar ist (75%).

Styropor ist eines der meistverwendeten Verpackungsmaterialien. Für die Umwelt ist dieser Stoff jedoch alles andere als verträglich. Styropor ist biologisch nicht abbaubar. Darüber hinaus bedarf es rund 1,5 Liter Benzin, um einen einzigen Würfel Styropor herzustellen. Die natürliche Alternative des amerikanischen Unternehmens Ecovative kann Styropor in Zukunft ersetzen. Mit einem innovativen Verfahren werden aus biologischen Abfällen und Pilzen innovative Verpackungen in beliebigen Formen hergestellt. Der zu 100 Prozent abbaubare Ersatz für Styropor ist ideal als Verpackungsmaterial für den Postversand, bietet aber auch interessante Optionen für die Automobilindustrie und das Baugewerbe.

Neben Pilzen ist auch Milch ein Rohstoff, der verstärkt für innovative Verpackungen zum Einsatz kommt. Dem U.S. Department of Agriculture ist es gelungen, eine Verpackungsfolie aus Milch herzustellen, die essbar, biologisch abbaubar und wesentlich effektiver als eine Folie auf Ölbasis ist. Die Milchproteine sind starke Sauerstoffblocker, die den Verderb von Lebensmitteln verhindern. Die Forscher konnten nun dünne Folien aus dem Protein herstellen. Cornflakes besprüht man oft mit Zucker, damit sie trotz möglicher Feuchtigkeit knusprig bleiben. Alternativ könnte man aber auch einen Milch-basierten Film zum Einsprühen verwenden. Die essbare Eigenschaft der Folie eröffnet weitere Anwendungsmöglichkeiten. Wird beispielsweise eine Suppe darin verpackt, kann man die Verpackung mit der Suppe im heißen Wasser auflösen. Ebenso sind in der Milchpackung eingearbeitete Gewürze oder Vitamine denkbar, die beim Auflösen der Verpackung in heißem Wasser freigesetzt werden.

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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Beiträge von Dr. Michael W. Preikschas & Dr. Michael Schuricht zu Trends und innovativen Geschäftsideen

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