Streamingdienste: Vergnügen-on-Demand

InnovationsRadar
3 min readNov 24, 2019

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TEXT: Dr. Michael W. Preikschas

In nur wenigen Jahren hat sich Spotify (www.spotify.com) von einem schwarzen Schaf zu dem wohl größten Wohltäter der musikalischen Kunst entwickelt. Der schwedische Konzern hat die Art des Musikkonsums grundsätzlich transformiert und — für viele Musiker noch wichtiger — geschafft, dass nach einigen Jahren der Musikpiraterie nun auch wieder Geld mit Liedgut zu verdienen ist. Die globalen Umsätze des Musikstreamings, die Spotify durch weltweit 70 Millionen Abonnenten als Marktführer beherrscht (folgend sind auf Platz 2 Apple Music mit 30 Millionen Abonnenten sowie auf Platz 3 Amazon mit 18 Millionen zu nennen), haben sich in den letzten drei Jahren auf 10,8 Milliarden US-Dollar verdreifacht. Schon in 2017 hatten damit die Streaming-Umsätze die der verkauften Schallplatten, CDs und Downloads zusammengerechnet überholt. Allerdings verzeichnet Spotify weiterhin ein negatives Betriebsergebnis, da etwa 70 Prozent des Umsatzes wieder an die Musikindustrie ausgeschüttet wird. Strategisch wird das Geschäftsmodell sich etwas ändern: Das Unternehmen wird höhere Gebühren von der Musikindustrie fordern und eigene Verträge mit den Musikern anstreben.

Was Spotify in der Musikbranche, ist Netflix (www.netflix.com) beim Film. Mit seinen über 150 Millionen Abonnenten weltweit hat das Unternehmen den Markt für Video-on-Demand geebnet. Allerdings liegt im Medium auch der grundsätzliche Unterschied zu Spotify begründet. Netflix hat sehr schnell erkannt, dass eine erfolgreiche Streaming-Plattform für Filme, diese Produkte selbst produzieren muss. Das eigene Programmbudget von Netflix wird aktuell mit 15 Milliarden US-Dollar angegeben. Problem sind allerdings die hohen Kosten. Eine Folge der erfolgreichen Netflix-Serie „The Crown“ beispielsweise kostet 13 Millionen US-Dollar. Dazu kommt eine aktuelle Verschuldung des Unternehmens mit über 20 Milliarden US-Dollar. Damit scheint Netflix ein Übernahmekandidat für die großen Unternehmen des Filmbusiness, welche bei der Distributionspolitik ihrer Produkte durch die Erstvermarktung über das Kino einen Vorteil haben.

Bei den Platzhirschen des Filmbusiness, ist vor allem der Disney Konzern zu nennen. Dem amerikanischen Unterhaltungskonzern ist der weltweit stetig wachsende Umsatz in dieser Branche bewusst. Prognosen gehen von etwa 25 Milliarden Euro Umsatz in 2023 aus (https://de.statista.com). Für das Frühjahr 2020 hat der Konzern den Launch des Streamingdienstes Disney Plus in Europa angekündigt. Obwohl der Konzern neben neuen Filmen vor allem auch die Zweit- bzw. Drittvermarktung von bekannten Filmen anstrebt, werden neue „Aushängeschilder“ produziert. Zum Beispiel eine weitere Star-Wars-Serie mit dem Namen „The Mandalorian“. Dabei ist Disney schon jetzt viel mehr als die bekannten Trickfilme. Zum Konzern gehören das Animationsstudio Pixar, der Comic-Verlag Marvel, die Star-Wars-Produktionsfirma Lucasfilm sowie das Medienunternehmen 21st Century Fox. Disney hat damit das breiteste Spektrum an eigenen Inhalten. Für Netflix bedeutet dies eine unmittelbare Bedrohung, denn bestimmte Filme werden mit dem Start des neuen Streamingdienstes bei Netflix aus dem Portfolio verschwinden.

Zwei weitere Player auf dem Streamingmarkt sind Apple und Warnermedia. Als Vorteil von Apple wird der direkte Zugang zu den Kunden rund um den Globus angesehen. Allein in 2018 verkaufte das Unternehmen 220 Millionen iPhones. Der neue Streamingdienst Apple+ startete mit dem ersten November 2019. Der Warner Konzern dagegen sieht seine Kundenvorteile vor allem in der medialen Erfahrung bzw. den schon existierenden Filmen und vor allem Serien. Der Markt wird also aktuell immer heterogener und strebt mittelfristig eine Konsolidierung an. Der Kunde verlangt nach einer einheitlichen Plattform. Das Beratungsunternehmen Deloitte hat für eine neue Studie (https://www2.deloitte.com/us/en/insights/industry/technology/digital-media-trends-consumption-habits-survey/summary.html) 2000 Konsumenten in Deutschland befragt und 35 Prozent der Befragten sind an einer Bündelung des Angebotes interessiert.

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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Beiträge von Dr. Michael W. Preikschas & Dr. Michael Schuricht zu Trends und innovativen Geschäftsideen

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