Stationärer Handel: Wie kommt der Spaß am Einkaufen zurück?
TEXT: Dr. Michael W. Preikschas
Jeder dritte Erwerbstätige hat aufgrund der Corona Krise Einkommenseinbußen, weiter zwölf Prozent befürchten dies in nächster Zeit. Das sind zusammen 15,5 Millionen Menschen, die nicht allein betroffen sind, sondern oft auch Familien haben. Dies ergab nun eine Allensbacher Studie zum Thema Corona (www.bmfsfj.de). Besonders interessant beschreibt die Studie die Reaktionen der Bürger auf staatliche Vorgaben für Einkäufe und Freizeitgestaltung. Negative Auswirkungen auf den Konsum werden vor allem hervorgerufen durch die Maskenpflicht und die Auflagen für die Gastronomie. Zwei Drittel der Bürger verdirbt die Maske den Einkaufsspaß; sie kaufen daher zurzeit nur das Nötigste. Frauen, die in den meisten Familien die Haupteinkäufer sind, klagen darüber noch mehr als Männer.
Genauso leidet die Freude an Gastronomiebesuchen. An sich gehen drei Viertel der Bürger gerne in Restaurants oder Cafés. Zurzeit haben allerdings nur 24 Prozent vor, diese lieb gewonnene Gewohnheit unter den aktuellen Rahmenbedingungen wieder aufzunehmen. Selbst die unter 30-jährigen, die Gastronomieangebote überdurchschnittlich nutzen, entwickeln aktuell wenig Neigung, an Tresen und Tische zurückzukehren. Die Pflicht bei jedem Besuch ein Formular auszufüllen und eine Maske zu tragen, sobald man sich erhebt, signalisiert die stete Präsenz von Gefahr. Schon Ludwig Erhard hat einmal gesagt, dass die wirtschaftliche Entwicklung zur Hälfte auf Psychologie beruht.
Um die psychologische Komponente des sicheren Einkaufs zu berühren, wird es für viele Kunden heute und in Zukunft darauf ankommen ein möglich kontaktloses Einkaufserlebnis zu erfahren. Das Stuttgarter Start-Up Smark (smark.de) hat mit „Smarkboxen“ automatisierte Einkaufsstationen entwickelt, die Konsumenten rund um die Uhr mit Lebensmitteln versorgen sollen. Kunden können per App oder an Touchsreens die gewünschten Produkte auswählen, wonach sie dank eines automatisierten Lager- und Greifsystems binnen einer Minute zusammengestellt und ausgegeben werden. Die Zielgruppe des Unternehmens sind vor allem umweltbewusste Käufer, die auf nachhaltige und regionale Produkte wert legen. Zusätzlich sorgt eine Software dafür, dass bald ablaufende Lebensmittel die „Smarkbox“ zuerst verlassen. Zu finden ist dieser automatisierte Mini-Supermarkt 4.0 beispielsweise im Stuttgarter Hauptbahnhof.
Das vollautomatisierte Schnellrestaurant gibt es nun in Moskau. Dort hat die Fast-Food-Kette KFC (www.kfc.de) ein „Restaurant of the future“ eröffnet, welches Kontakte zwischen Mitarbeitern und Kunden minimiert und damit Infektionen verhindern soll. Kunden bestellen hier ihre Speisen an digitalen Terminals und können sie per Gesichtserkennung bezahlen. Nach Zubereitung der Gerichte gehen diese via Fließband an einen Roboter, der das Tablett in einem Schließfach verstaut. Mit einer PIN kann nun der Kunden das Schließfach öffnen und selbstständig an sein Essen gelangen.
Für den stationären Handel ist auch die Idee des kalifornischen Unternehmens Bold Metrics (www.boldmetrics.com) interessant. “Contactless Fit” heißt die Lösung, mit der Kunden im Geschäft Kleidung anprobieren können, ohne sich in die Umkleidekabine zu begeben. Damit richtet sich das Unternehmen an Einzelhändler, die nach dem Corona-Lockdown Schutzmaßnahmen im Geschäft implementieren. Die App kann auf Tablets im Laden oder auf den Smartphones der Kunden installiert werden. Für die virtuelle Anprobe beantworten Kunden vier bis sechs Fragen, wonach Machine-Learning-Algorithmen die richtige Kleidergröße ermitteln. Zudem besteht die Möglichkeit, verschiedene Größen virtuell am eigenen Körper auszuprobieren.
Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.
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