Smart City: Kampf der Lichtverschmutzung

InnovationsRadar
3 min readSep 15, 2019

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TEXT: Dr. Michael W. Preikschas

Der Wechsel von der traditionellen Glühbirne zur Leuchtdiode hat uns Menschen einige Vorteile gebracht. Die Diode strahlt beispielsweise gezielt dorthin wo Beleuchtung gefragt ist. Außerdem ist ein dimmen leicht möglich und somit kann sie auch einfach für frequenzielle Beleuchtung im Tagesrhythmus (Straßenverkehr) oder nach Bewegungsfeldern (Sicherheitstechnik) eingesetzt werden. Den großen Erfolg verdankt die Diode allerdings ihrem geringen Stromverbrauch und den niedrigen Anschaffungskosten. Wer kennt sie nicht, die Weihnachtsbeleuchtung, die noch bis Ostern den Garten erhellt, oder die Strahler, die auch bei Sturm den Kirchturm für den Touristen schön aussehen lassen. Aus der Perspektive der Kostenrechnung können diese Leuchtdioden die ganze Nacht brennen.

Aber diese Lichtquellen haben eine dunkle Seite: Sie haben uns die Nacht genommen. Das „Ab-Licht“, welches wir dadurch in die Atmosphäre abgeben, beeinflusst nicht nur das Ökosystem der Tiere, deren Leben von der Dunkelheit abhängt (z.B. Insekten). Auch der menschliche Biorhythmus wird durch die erhellte Nacht verändert. Die Verschmutzung der Umwelt durch Licht (www.lightpollutionmap.info) beeinflusst heute 80% der Menschheit, die unter unnatürlich hellem Nachthimmel leben. Die Forschung spricht hier von einem Lichtsmog, einer nebelartigen Glocke aus Licht, die von der Erdatmosphäre reflektiertes Stadtlicht entstehen lässt. Nur in der Dunkelheit produziert der menschliche Körper das Hormon Melatonin, welches die Regeneration des Körpers einleitet. Wer nicht in der Lage ist dieses Hormon zu bilden, kann Probleme durch Schlafstörungen haben und somit sein Immunsystem nicht entlasten. Die Forschung hat herausgefunden, dass Schlafstörungen Krankheiten wie Diabetes mitverursachen (www.nationalgeographic.com/science/2019/).

Am MIT (Massachusetts Institute of Technology) wird beispielsweise daran geforscht wie Pflanzen ein Licht erzeugen, welches für die Umwelt weniger schädlich ist. Eine Art Biolicht (http://news.mit.edu/2019/ambient-plant-illumination-could-light-way-greener-buildings-0510). Man stelle sich Spinat oder Brunnenkresse vor, die anstelle einer Schreibtischlampe in den Abendstunden beim Lesen hilft. Diese Licht-ausstrahlenden-Pflanzen sind nicht genetisch verändert, um eine Leuchtkraft zu entwickeln. Stattdessen werden sie mit Nanopartikeln „gefüttert“, die (ähnlich wie bei Glühwürmchen) in den Pflanzen gespeicherte Energie in Licht verwandeln. Durch diese Nanotechnology muss keine Energie zur Lichtgewinnung zugeführt werden und die Verschmutzung durch Licht würde abnehmen.

Es gibt aber auch einfache Wege, wie die wirklich clevere Stadt, ganz ohne Hochtechnologie, die Lichtemissionen verringern kann. Münster beispielsweise lässt die intelligenten Straßenlaternen erkennen, ob sich in ihrem Sichtfeld eine Person befindet. Ist dies nicht der Fall, dann werden die Laternen gedimmt. Wie bei einem Dominoeffekt schalten sich dann die Lichter heller oder dunkler.

Das der Kampf gegen die Lichtverschmutzung nicht nur mit viel Geld oder Ressourcen möglich ist, zeigt ein Beispiel aus Schleswig-Holstein. Nur dem Willen eines Dorfes (und zugegeben, der Programmierfähigkeit eines Einwohners) ist es zu verdanken, dass Licht in den Abendstunden von Passanten selbst gesteuert werden kann. Über eine App (https://knoop.sh) können die Dorfbewohner die Strassenlaternen selbst anschalten. Für eine Dauer von 12 Minuten beleuchten diese dann den Weg. Dies reicht, um den 650-Seelen-Ort zu durchqueren. Name der App: Knoop — Plattdeutsch für Knopf.

Einen anderen Weg, um Licht zu reduzieren bzw. weniger Energie zu verbrauchen, geht das französische Start-up Glowee (www.glowee.com) und produziert Licht mithilfe von Bakterien, die auch Quallen oder Tintenfische zum Leuchten bringen. Die Bakterien werden im Labor gezüchtet und später in unterschiedlich geformten Behälter gefüllt. Wichtig dabei: Diese müssen Sauerstoffdurchlässig sein. Ist dies erfüllt, dann können die am Tag unauffälligen Organismen in der Nacht Strassen, Häuser oder auch Werbeplakate in einen gedämpften Blauton tauchen.

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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