Sharing Economy: Wie reagieren digitale Geschäftsmodelle auf die Krise?

InnovationsRadar
3 min readJun 14, 2020

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TEXT: Dr. Michael W. Preikschas

Airbnb, Uber und Bird sind die drei Aushängeschilder der Sharing Economy. Sie vertreten die weltgrößten Anbieter für Urlaubsunterkünfte, Taxifahrten und E-Scooter. Ihr Börsenwert machte in der Hochzeit zusammengerechnet 100 Milliarden US-Dollar aus. Nach der Weltwirtschaftskrise in 2007–2009 entstand eine globale Suche nach mehr sozialer Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit — auch in der Ökonomie. Anstatt Dinge zu besitzen, entwickelte sich der Gedanke zur Abkehr von persönlichem Eigentum. Seit Ausbruch der Pandemie hat die Idee des Teilens von Autos und Immobilien einen Dämpfer erhalten. Interessant wird sein, ob diese jungen, innovativen und agilen Unternehmen der digitalen Ökonomie den „Turnaround“ schaffen. Und was können kleine Unternehmen davon lernen?

Anstelle einer Schließung ihres Business war bei den genannten Unternehmen schon schnell zu erkennen, dass sie versuchten das Vertrauen ihrer Kunden in die Leistungen wieder neu zu starten. Airbnb beispielsweise legt großen Wert auf das Putzen ihrer zu vermietenden Unterkünfte und unterrichtet die Vermieter in einer korrekt durchzuführenden Reinigung. Dazu wird dem Gast online die Möglichkeit gegeben zu prüfen, welche Vermieter diesen Aktionen folgen. Zusätzlich gibt es einen angeordneten 24 Stunden Leerstand zwischen zwei Vermietungen. Bei Uber wurde die App weiterentwickelt, dass ein einfaches Selfie erkennt, ob der Fahrer eine Maske trägt. So werden auch Anti-Corona-Maßnahmen in die Algorithmisierung einbezogen.

Die Frage ist, ob saubere und schlanke Prozesse ausreichen die Sharing Economy zu retten, wenn einmal der „Lockdown“ überall aufgehoben wird. Oder bekommt das Eigentum eine Art Revival? Die Zeit der Städtereisen scheint vorerst vorbei. Urlauber möchten lieber in weniger risikoreichen Gebieten ihrer Zeit verbringen. Die neuesten Zahlen von Airbnb sprechen eine ähnliche Sprache: Die durchschnittliche Verweildauer in Airbnb Unterkünften hat sich während der Krise auf eine Woche verdoppelt. Auch bei den inländischen Reservierungen, ist eine Verdopplung zu erkennen. Mehr als 80 Prozent der Reisenden bleibt in einem Radius von 320 km ihres Wohnortes. Dies macht heute 56 Prozent aller Buchungen aus. Vor der Krise waren es nur 33 Prozent. Diese Entwicklung lässt sich unmittelbar auf die zunehmenden Homeoffice Arbeitsplätze zurückführen. Dennoch gibt es auch andere Kundenbedürfnisse, die einen Kurzaufenthalt in fremden Räumen nach sich ziehen. Das in San Francisco beheimatet Start-Up Globe Inc. (globeliving.com) hatte sich einen Namen als eine Kurzzeit-Variante von Airbnb gemacht. Mit der Krise ging es bergab. Nun hat man die Nische in der Nische gefunden: Die Kunden können sich stundenweise Zeit in nicht vermieteten Wohnungen kaufen. Interessenten sind Bewohner der gleichen Stadt, die eine kurze Zeit ohne Kinder arbeiten möchten oder einfach eine Luftveränderung zur Inspiration brauchen.

Tatsächlich sind auch die kleineren Sharing Economy Firmen wirtschaftlich eher optimistisch. In Deutschland, wo die Restriktionen einem Ende entgegen gehen, haben die Geschäfte relativ schnell wieder Fahrt aufgenommen. Dies berichtet zumindest das Unternehmen BlaBlaCar (www.blablacar.de), welches die Mitfahrzentrale professionalisiert hat. In 22 Ländern wird der Service heute angeboten und die Vermutung liegt nah, dass günstige Fahrgelegenheiten in der Nach-Corona-Phase sehr gefragt sein werden. Der Dienstleister hat zusätzlich eine neue App installiert, die Mitfahren nicht nur für Personen, sondern auch für Gegenstände ermöglicht: BlaBlaHelp.

Ein weiteres Beispiel ist das Londoner Unternehmen Olio (olioex.com). Die Idee ist das Teilen von Lebensmittel und Gegenständen. Ursprünglich zur Reduktion von Abfällen ins Leben gerufen, startete diese Applikation ihren Siegeszug als eine Vermarktung in der Nachbarschaft. Nachdem das Start-Up nun schnell reagiert und einen kontaktlosen Abholservice eingerichtet hat, stiegen die Umsätze bei Lebensmitteln um 50 Prozent und von anderen Dingen um 200 Prozent.

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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