Moderner Handel: Wie Corona den Einkauf auf den Kopf stellt

InnovationsRadar
3 min readMar 7, 2021

TEXT: Dr. Michael W. Preikschas

Eine aktuelle Studie des HDE (Handelsverband Deutschland) bestätigt, was wir lange vermuteten: Der Lockdown beschleunigt die Digitalisierung des Handels. Danach waren vor Corona 46 Prozent der stationären Händler digital aktiv — heute sind es 84 Prozent. Dabei sind die wichtigsten digitalen Verkaufs- und Marketingkanäle der Händler in den Sozialen Medien zu finden. 62 Prozent des Handels sind in Facebook, Instagram etc. umtriebig. Beim aktiven Vertrieb haben 37 Prozent der Unternehmen einen eigenen Online Shop oder sind in Onlinemarktplätzen wie Amazon oder Ebay präsent (24 Prozent). Dennoch wird die Zukunft des stationären Handels eher in den Mischformen zwischen stationärem und virtuellem Vertrieb liegen. Omnichannel-Modelle wie Ship-from-Store oder Click-&-Collect sind hier die Stichwörter. Der stationäre Handel, in denen Marken erlebbar und greifbar werden, bildet dabei das Fundament. Zusätzlich werden Prozesse und natürlich die Logistik der „letzten Meile“ stark entwickelt werden müssen.

Die US-amerikanische Supermarktkette Walmart hat verschiedene Konzepte vorgestellt, um die Onlinewelt und die stationären Geschäfte näher zusammenzuführen. Beispielsweise den „Curbside Pickup“, beim dem das Auto nicht verlassen werden muss, um Waren abzuholen. Man bestellt online und die Walmart Mitarbeiter legen die eingekauften Waren in den Kofferraum des Wagens, sobald man rückwärts an die Station herangefahren ist. Außerdem wird der Handelsriese seine Geschäfte umstrukturieren, um eine einfachere Navigation innerhalb des Ladens mit Hilfe einer mobilen Applikation zu ermöglichen. Das Design und die Beschilderung sind in Anlehnung an Flughäfen orientiert, indem große Schriftzüge die Orientierung vereinfachen. Kunden können die mobile Applikation nutzen, um bestimmte Produkte zu suchen und sich den Weg zu diesen Produkten anzeigen zu lassen. Zudem können in der Applikation Preise verglichen und zum kontaktlosen Bezahlen die Dienstleistung Walmart Pay verwendet werden.

Der kanadische Lieferservice Inabuggy bietet in Kooperation mit dem Gourmet-Geschäft McEwan Fine Foods einen virtuellen Besuch des physischen Supermarkts in 3D an. Besucher können in der Inabuggy-App die virtuelle 3D-Ansicht auswählen, um von zu Hause durch den Laden zu navigieren. Dabei können sie Produktkategorien in Regalen, die grün umrandet sind, anklicken und sich das gesamte Sortiment, beispielsweise von Süßigkeiten und Schokolade, anzeigen lassen. Die gewünschten Produkte können dann in den Warenkorb gelegt und bezahlt werden, wonach sie von Inabuggy bequem nach Hause geliefert werden.

Der Lebensmittel-Discounter Aldi Süd hat in seiner Testmarkt-Filiale in Haßloch einen „Aldimat“ installiert, an dem Kunden rund um die Uhr Lebensmittel einkaufen können. Das Sortiment besteht aus 20 bis 40 klassischen Produkten für das Frühstück sowie zum Grillen. Die Lebensmittel aus dem Kühlautomaten kosten genauso viel wie in der Filiale und werden mit Karte bezahlt. Laut Aldi Süd sollen Kunden so auch nach Ladenschluss um 20 Uhr nicht auf Konkurrenten mit längeren Öffnungszeiten ausweichen müssen, sondern die Möglichkeit erhalten, Aldi-Klassiker jederzeit aus dem „Aldimat“ zu beziehen.

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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Beiträge von Dr. Michael W. Preikschas & Dr. Michael Schuricht zu Trends und innovativen Geschäftsideen