Mobilität: New Space zeigt den Weg zu den Sternen

InnovationsRadar
3 min readOct 20, 2019

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TEXT: Dr. Michael W. Preikschas

Unternehmen der Branche New Space: So werden Start-ups bezeichnet, die mit unkonventionellen Ideen und hohem Tempo den wachsenden Raumfahrtmarkt aufbauen. Dieser Trend ist auch der NASA nicht verborgen geblieben, so dass die nationale Raumfahrtbehörde der USA nun durch eine Studie versucht hat die wirtschaftlichen Potenziale der erdnahen Umlaufbahn zu bemessen (https://www.nasa.gov/sites/default/files/atoms/files/leo_commercialization_study_results.pdf). Die Studie identifiziert eine Reihe an kommerziellen Zielen für die privat finanzierte Raumfahrt. Erstens sind dort die Möglichkeiten für Unternehmen zu nennen, die ähnlich wie aktuell schon auf der ISS durch Regierungen vorgenommen, Forschung und Entwicklung betreiben; Zweitens könnten spezielle Produkte im Weltraum gefertigt werden; Drittens gibt es ein großes Feld an Entertainment Geschäftsmodellen im Orbit wie Film und Fernsehen, Sportveranstaltungen oder Sponsoring und Viertens werden die Potenziale eines Weltraum-Tourismus als sehr vielversprechend angenommen. Für alle diese Aktivitäten im Weltraum, bedarf es der auch auf dem Planeten Erde bekannten Dienstleistungen: After Sales Teileversorgung, Reparaturdienste, Lagerhaltung oder auch den Transport von Personen und Gütern in den Weltraum. Ganz besonders die hohen Kosten für Transporte, stellen aktuell die Markteintrittsbarrieren für Unternehmen und auch Kunden dar. Ein Weg diese Barrieren zu überwinden ist die Nutzung von Skaleneffekten durch das Vergrößern der Märkte. Könnten die Transporte für viele unterschiedliche Kunden ermöglicht werden, dann würden die Kosten je Reise automatisch sinken.

An genau diesem Szenario arbeitet auch Elon Musk mit seiner Firma SpaceX (www.spacex.com). Im September 2019 stellte er in Texas den Prototypen seines interplanetarischen Raumschiffes Starship MK1 vor. Die Idee dieses Transportschiffes ist es Reisende von einem Planeten zum anderen zu transportieren. In den 17 Jahren seit Gründung von SpaceX hat das Unternehmen mit seinen kostengünstigen und wiederverwendbaren Maschinen das Raketen Business revolutioniert. Durch die geringen Preise hat das Unternehmen bereits heute einen großen Anteil an kommerziell durchgeführten Transporten von Satelliten in den erdnahen Weltraum. Zusammen mit Boeing ist SpaceX verantwortlich für die Transporte von Gütern zur International Space Station (ISS). Der mittelfristige Plan von SpaceX ist es, zusätzlich den Transport der Astronauten zu übernehmen. Langfristig, und das ist die eigentliche Bestimmung für das Starship, träumt Musk von einem ersten Weltraumtaxi, als Verkehrsmittel zwischen den Planeten. Tatsächlich sind die Techniker dabei relativ weit fortgeschritten und können bereits heute etwa 150 Tonnen, beispielsweise auf dem Weg zum Mond, in den Weltraum befördern. Dies ist weit mehr als die Raketen vor der Jahrtausendwende. Dazu kommt, dass alle Bauteile wiederverwendet werden können. Während der Präsentation zum Prototyp sprach Musk von seinem ehrgeizigen Plan in etwa sechs Monaten mit dieser Rakete Transporte zu übernehmen. Daran wird deutlich wie sehr sich New Space von der alten Raketenentwicklung unterscheidet. Diese „Old Space“ Branche war vor allem verknüpft mit langfristigen Regierungsaufträgen und damit losgelöst von einem wirtschaftlichen Erlösmodell.

Auch auf der ISS wird es in Zukunft Platz für Geschäftsmodelle der freien Wirtschaft geben, um zum Beispiel Experimente durchzuführen. Im Bremer Werk von Airbus Defence und Space (www.airbus.com) wird aktuell an der Erweiterung Namens Bartolomeo gebaut. Diese Plattform ist ein “Anbau” an die Raumstation und bietet bis zu zwölf verschiedene Module in denen Unternehmen ihre eigenen Forschungen betreiben können. Aktuell sind Forschungsprojekte auf der ISS von verschiedenen Regierungen beauftragt; ausgenommen einige medizinisch-pharmazeutische Projekte. Kommerzielles Interesse vorrausgesetz, könnte die ISS ab 2024 zu großen Teilen industriell betrieben werden.

Statt der hauptsächlich idealistischen ersten weichen Landung auf dem Mond, steht heute das Geschäftsmodell im Vordergrund: Fracht auf den Mond zu bringen und dort eine Infrastruktur aufzubauen. Daran arbeitet das Berliner Start-up PTScientists (https://pts.space), welches zwei selbstentwickelte Rover auf dem Mond absetzen möchte, um dann die Oberfläche für den Bau von Mondstationen zu erforschen. Dabei sieht sich das Unternehmen als eine Art Vorbereiter für die großen Konzerne, um generelle Fragen der kommerziellen Raumfahrt im Vorfeld zu lösen. Der Autobauer Audi findet dieses Konzept sehr interessant und gilt als Hauptsponsor des jungen Unternehmens.

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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Beiträge von Dr. Michael W. Preikschas & Dr. Michael Schuricht zu Trends und innovativen Geschäftsideen

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