Mikromobilität: Mit dem e-Scooter am Stau vorbei

InnovationsRadar
3 min readMar 16, 2019

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TEXT: Dr. Michael Schuricht

Photo by Mack Fox (MusicFox) on Unsplash

Der Trend

In den letzten Jahren konnten wir einen rasantes Wachstum in der Mikromobilitätsbranche beobachten: Unternehmen wie Ofo und Mobike in China sowie Citi Bike und Jump Bikes in den USA bieten Verbrauchern komfortable Fortbewegungsmöglichkeiten auf der letzten Meile an. Ähnlich wie die öffentlichen Verkehrsmittel versprechen sie zügiges Vorankommen im städtischen Verkehr, ohne Umweltbelastung oder Stress im Stau.

Neuen Aufschwung erhielt dieser Trend im Jahr 2018 durch eine neue Art von Elektrokleinstfahrzeugen, den Elektrorollern (auch e-Scooter genannt). Besonders großer Nachfrage erfreuen sich dabei e-Scooter-Verleihsysteme, wie sie von Lime und Bird in den USA, und inzwischen auch in Europa, angeboten werden.

Die Nachfrage auf Kundenseite ist so groß, dass Bird und Lime bereits nach einem Jahr eine Unternehmensbewertung von über eine Milliarde US-Dollar erreichten. Der Trend, dass sich e-Scooter-Start-ups schnell zu Großunternehmen entwickeln, hat sich auch 2019 fortgesetzt: Grin und Yellow kündigten eine Fusion an, um weniger als ein Jahr nach ihrer Gründung zum stärksten Mikromobilitätsanbieter in Latein Amerika aufzusteigen. Darüber hinaus haben weitere e-Scooter-Unternehmen aus aller Welt — Skip, Spin, Scoot, PopScoot, Beam, Tier Mobility, Wind Mobility, Voi Technology, Vogo, Dott und Flash — kürzlich große Kapitalerhöhungen angekündigt. Allein in Europa sind fünf große e-Scooter-Unternehmen entstanden. Um ihr rasantes Wachstum voran zu treiben, habe sie seit Anfang 2018 über 130 Millionen Euro Venture-Capital akquiriert.

Warum Städte e-Scooter brauchen

Megacitys auf der ganzen Welt sind mit massiv steigender Anzahl von Staus und vielfältiger Umweltverschmutzung konfrontiert. Die rasante Urbanisierung vieler Gebiete verschärft die Belastung des Straßensystems und setzt die öffentlichen Verkehrsmittel unter Druck. Statistiken aus den USA zeigen, dass bis zu 46% des Straßenverkehrsverkehrs durch Autos verursacht werden, die weniger als fünf Kilometer zurücklegen. Mikro-Mobilitätslösungen könnten dazu beitragen, diesen Anteil zu reduzieren und Staus zu verhindern.

Zwei (große) Beispiele

LimeBike ist einer der Pioniere dieses Trends. Das in den USA ansässige Transportunternehmen betreibt Fahrrad-, e-Scooter- und Carsharing-Systeme in verschiedenen Städten auf der ganzen Welt.

Lime-Scooter sind nicht an eine feste Station gebunden. Nutzer können freie e-Scooter über eine Handy-App finden und freischalten. Lime’s Gebühren beginnen normalerweise bei 1€ für eine 30-minütige Fahrt mit einfachen Fahrrädern, während der Nutzer einen Euro plus 15 Cent pro Minute für elektrische Fahrräder oder e-Scooter zahlt.

Lime-Scooter werden von Gig-Workern, privaten Auftragnehmern, die wie Servicemitarbeiter von Lime agieren, aufgeladen. Das dazu notwendige Equipment stellt das Unternehmen ihnen kostenfrei zur Verfügung. Neben dem Aufladen sind die Gig-Worker dafür verantwortlich, die Scooter am nächsten Morgen an einem zugewiesenen Abholpunkt zu platzieren.

Weitere Informationen unter: https://www.li.me/de/

Screenshot https://www.bird.co/

Bird hat sich auf den Verleih von e-Scootern spezialisiert. Das 2017 in den USA gegründete Unternehmen betreibt Elektroroller in über 100 Städten in Nordamerika, Europa und Asien.

Bird bezieht den Großteil seiner e-Scooter von den chinesischen Herstellern Ninebot (Segway ES2 oder ES4) oder Xiaomi (MI-Serie M365) bezogen. Der Xiaomi M365 kann mit einem 36 V 7800 mAh Lithium-Ionen-Akkupack Geschwindigkeiten bis zu 25 km/h mit einer Reichweite von 30 Kilometern erreichen.

Ähnlich wie bei Lime werden die e-Scooter des Unternehmens von Gig-Workern aufgeladen. Die Gig-Worker erhalten für einen Ladevorgang zwischen 3 und 20 Dollar (abhängig von Transportwegen und Ladezustand).

Weitere Informationen unter: https://www.bird.co/

Stichworte

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Hinweis zur Praxisrelevanz

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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Beiträge von Dr. Michael W. Preikschas & Dr. Michael Schuricht zu Trends und innovativen Geschäftsideen

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