Metaversum: Virtuelle Welten, reale Umsätze

InnovationsRadar
4 min readFeb 26, 2022

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TEXT: Dr. Michael W. Preikschas

Das Metaversum. Ein Zusammenschluss unseres physischen und virtuellen Lebens durch das eine einheitliche virtuelle Gemeinschaft geschaffen werden soll. In dieser Gemeinschaft sollen wir zusammenarbeiten, spielen, entspannen, Geschäfte tätigen und Kontakte knüpfen. Tatsächlich befindet sich das Metaversum noch in einer Art Rohbau und es gibt keine umfassende Definition. Es scheint keine einzelne virtuelle Welt zu sein, sondern ein Zusammenschluss von Welten. Ähnlich einem Videospiel, dem man wie in bekannten Onlinespielen eine dreidimensionale Hülle gegeben hat, gleicht sich das nicht-reale Leben unserem wirklichen Leben an. Das geht so weit, dass ein Metaversum die Zugänglichkeit zu Gütern, Dienstleistungen und Gefühlen zu ermöglichen scheint, ohne dafür das Haus verlassen zu müssen. Wie geschaffen für ein Leben in der Pandemie. Das diese Idee funktioniert zeigen schon jetzt die unglaublichen Umsätze, die mit nicht realen Gütern getätigt werden.

Daraus resultierend versuchen aktuell viele bekannte Marken an dem Hype Metaversum teilzuhaben. Beispielsweise H&M, Walmart, Nike, Gap, Adidas oder Atari wittern ein Unternehmenswachstum durch die Virtualität. Und noch einer ist vom Erfolg des Business überzeugt: Mark Zuckerberg. Für ihn ist das Metaversum nicht weniger als „der Nachfolger des Smartphone und ein neues Internet“. Auf keinen Falle leere Worte, denn die Taten folgen auf dem Fuße. Er benannte sein Unternehmen in Meta Platforms um, investierte 10 Milliarden US-Dollar und sucht allein für Europa 10.000 Entwickler als neue Angestellte. Es scheint sicher, dass damit Geld zu verdienen ist. Schließlich können alle denkbaren Gegenstände erschaffen und verkauft werden. Von Südseeinseln, über Luxusautos bis zu Planeten. Wer würde nicht gerne den Eifelturm besitzen? Für 320.000 Dollar kann man ihn kaufen. Also nicht wirklich “ihn”, sondern seinen virtuellen Zwilling, auf der Augmented Reality Simulationsplattform Superworld. Fast so gut wie echt. Der optimale Ansatz für Spekulanten.

Dabei ist das Konzept des Metaversum nicht neu. In vielerlei Hinsicht ist es eine lineare Entwicklung basierend auf den 20 Jahre alten Online-Mehrspieler-Rollenspielwelten wie beispielsweise die Sims oder Second Life. Schon damals war die Rede von Spielern, die ständig — bis zu 20 Stunden in der Woche — vollkommen in diese virtuelle Welt abtauchen. Heute gibt es moderne Varianten wie Minecraft, World of Warcraft oder Fortnite, die Hunderte von Millionen Spielern zu Kunden von imaginären Waren machen. Die Sättigung der analogen Märkte lässt uns an einem Wendepunkt ankommen, an dem kein Tag vergeht, ohne dass ein Unternehmen oder prominente Persönlichkeit ankündigt, nun auch in der Virtualität seine Produkte und Dienstleistungen feilzubieten. Was wir auch sehen, ist eine Konvergenz von technologischen Microtrends wie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR), die Blockchain und NFTs. Dies ermöglicht neue Methoden für den Handel mit und den Besitz von digitalen Gütern. Zusätzlich zur Monetarisierung können Token-Inhaber auch an der Verwaltung der Plattform teilnehmen (z.B. über Entscheidungen abstimmen). Diese demokratische Ökonomie in Verbindung mit der Möglichkeit der Interoperabilität könnte immense wirtschaftliche Chancen eröffnen, da digitale Produkte und Dienstleistungen nicht mehr an eine einzelne Spielplattform oder Marke gebunden sind.

Die Dynamik von Angebot und Nachfrage treibt zunehmend Menschen in die Metaökonomie. Dies wiederum wird die Entwicklung neuer Fähigkeiten erfordern und neue Möglichkeiten zum Geldverdienen schaffen. Schließlich müssen die Produkte, die in der virtuellen Welt konsumiert werden von Menschen entwickelt und hergestellt werden - was enorme Chancen für die Kreativwirtschaft eröffnet. RTFKT ist ein virtueller Schuhdesigner, der kürzlich von Nike übernommen wurde. Das Unternehmen hat eine interessante Brücke zwischen digitalen und physischen Waren geschaffen (NFT-Besitzer erhalten physische Turnschuhe, die zu ihren NFTs passen) und baut ein Ökosystem aus Avataren, Räumen und digitalen Produkten. Bei einer kürzlich durchgeführten Auktion wurden RTFKT Sneaker für bis zu 10.000 Dollar pro Paar verkauft. Im Gegensatz dazu werden einige Menschen ihren Lebensunterhalt mit der Erbringung von Dienstleistungen verdienen — die Gigworker des Metaversums. Wenn beispielsweise eine virtuelle Party mit musikalischer Begleitung geplant wird, könnten Sänger oder DJs benötigt werden. Virtuelle Konzerte haben das Potenzial profitabler zu sein als physische Konzerte, welche mit Hindernissen wie Kapazitäten, Parkplätzen oder Impfpflicht zu kämpfen haben. Ein Konzert in Fortnite brachte es zum Beispiel auf 45 Millionen Besucher. Einschließlich der verkauften Merchandising-Artikel wurde dabei ein Umsatz von 20 Millionen Dollar realisiert.

Nicht nur Business-to-Consumer-Umgebungen werden vom Metaversum profitieren. Große Chancen bieten sich für B2B Unternehmen. Nehmen wir einen Hersteller, der neue Teile für seine Anlagen kauft. Derzeit erhält er eine physische Broschüre oder eine PDF-Datei mit statischen 2D-Bildern per E-Mail. Im Metaversum könnten Anwender die Produkte in einer virtuellen Umgebung zu geringeren Kosten testen. Des Weiteren könnte man einen komplexen digitalen Zwilling einer Fabrik in großem Maßstab erstellen und testen. Darüber hinaus ist eine Perspektive des Metaversums, dass es den Zugang zum Markt für Verbraucher aus Schwellenländern massiv erweitern wird. Das Internet hat bereits den Zugang zu Waren und Dienstleistungen ermöglicht, die zuvor unerreichbar waren. Jetzt können beispielsweise Arbeitnehmer in Ländern mit niedrigem Einkommen Arbeitsplätze in westlichen Unternehmen erhalten, ohne auswandern zu müssen. Auch die Bildungsmöglichkeiten werden sich erweitern, da VR-Welten eine kostengünstige und effektive Möglichkeit für den Zugang zu Schulen darstellen.

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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Beiträge von Dr. Michael W. Preikschas & Dr. Michael Schuricht zu Trends und innovativen Geschäftsideen

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