Logistik: Der Paket-Boom verlangt nach innovativen Ideen
TEXT: Dr. Michael W. Preikschas
Die Deutsche Post trainiert schon jetzt für das Weihnachtsgeschäft und erzeugt Aufsehen durch eine interessante Logistikentscheidung: Briefboten müssen ihre Kollegen von der Paket-Auslieferung unterstützen und zusätzlich auch Pakete zustellen. Schon heute betrifft dies etwa 250.000 Pakete täglich, die durch Briefträger verteilt werden. Tendenz steigend!
Auch beschleunigt durch die Corona-Krise, bestellen die Deutschen immer mehr online und lassen sich die Waren liefern. Wurden im Jahr 2015 noch 2,9 Milliarden Pakete versendet (enthält Express- und Kuriersendungen — laut einer Statistik des Bundesverband Paket und Expresslogistik), so werden es in diesem Jahr schon 3,6 Milliarden sein. Für 2024 prognostiziert die Post ein Aufkommen von 4,35 Milliarden Paketen. Laut einer Umfrage des Softwareanbieters Adobe kaufen derzeit 58 Prozent der Deutschen regelmäßig im Internet — im Vergleich zur Erhebung während der Ladenschließung im Frühjahr ist der Anteil nicht gesunken. Auch der Hermes Versand berichtet aktuell von Sendungsmengen auf Vorweihnachtsniveau. Laut einer repräsentativen Umfrage hat jeder zehnte Deutsche das Onlineshopping für dich entdeckt. Fast jeder zweite Befragte empfängt zudem derzeit häufiger Pakete als vor dem Beginn der Corona-Pandemie.
Mit diesem Wachstum des Online-Handels hat die Menge an Altpapier stark zugenommen. Verstopfte Altpapiertonnen sind die Folge. Mehrere große Versandhändler wie Zalando, Tchibo oder Otto testen auch deshalb gerade wiederverwendbare Versandtaschen. Eine Variante kommt aus Finnland vom Start-Up RePack (www.originalrepack.com) und ist aus Kunststoff. Nach der Verwendung wird das Plastik-Päckchen zusammengefaltet und über den Briefkasten wieder an den Versandhändler zurückgeschickt. Bis zu 40 Mal kann diese Mehrwegtasche verwendet werden.
Bis zu 1000 Mal wiederverwendet werden soll The Box des Start-Up LivingPackets (livingpackets.com). Das Paket ist aus Kunststoff und bietet mit seiner Einheitsgröße bis zu zwei Schuhkartons Platz. Ein spezielles Haltesystem schützt empfindlichen Inhalt, sodass beim Versand keine zusätzlichen Füllmaterialien benötigt werden. Zudem enthält das Paket jede Menge elektronische Features. Neben den Sensoren um Temperatur und Feuchtigkeit im Päckchen festzustellen (sehr interessant für den Transport von Lebensmittel oder Medikamente), kann die Sendung über eine spezielle App direkt geortet werden. Und auch die Versandmarke ist interessant: Ein, an den Amazon Push Button (techcrunch.com) erinnernder, Knopf zeigt bei Druck dem Spediteur an, dass ein Paket auf seinen Versand wartet.
Und auch für den Transport dieser Boxen gibt es Forschungen. Besonders zur Verwendung von Lieferdrohnen. Problematik aktuell ist die geringe Flugdistanz der Drohnen. Um deren Radius zu erweitern, hat die Stanford University (earth.stanford.edu) den Plan entwickelt, die Drohnen auf den Dächern von Straßenbahnen und Linienbussen mitfahren zu lassen. Dabei hilft eine Software. Zuerst berechnet der Algorithmus die Lieferreihenfolge der Pakete und welche Drohnen sie transportieren. Dann berechnet er für welche Strecken es sich lohnt, auf einem Bus mitzufahren, zu einer anderen Linie zu wechseln oder selber zu fliegen. In einem Feldtest mit 200 Drohnen in San Francisco konnte die Reichweite der Flugkörper vervierfacht werden.
Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.
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