Lastenräder: Auch für Logistikprofis eine echte Alternative
TEXT: Dr. Michael Schuricht
Lastenräder sind umweltfreundliche Alternativen zum Automobil. Sie ermöglichen es Staus in überfüllten Innenstädten und die lästige Parkplatzsuche zu umgehen. Dabei sind sie kostengünstig und bieten dennoch genügend Platz für vielerlei logistische Bedürfnisse im urbanen Raum.
Das Lastenrad ist aber natürlich keine neue Erfindung. Aus Ermangelung automobiler Transportmittel waren sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts besonders im Handel und Gewerbe, aber auch für Boten- und Kurierdienste, das Mittel der Wahl. Mit der steigenden Dominanz des Verbrennungsmotors nach dem zweiten Weltkrieg wurden sie jedoch in Nischen zurückgedrängt und erst in den 90er Jahren durch ökologisch orientierte Designer und Kleinunternehmer wiederentdeckt.
Der Trend
Nun drängt das Lastenrad auch in die Logistikbranche. Durch immer neue Entwicklungen wurden Wirtschaftlichkeit und Einsatzmöglichkeiten des Lastenrades Stück für Stück erhöht. Die Fahrer werden inzwischen durch Elektromotoren unterstützt, sodass bei einigen Modellen bereits eine Zuladung von bis zu 350 kg realisierbar ist.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat errechnet, dass zwischen 8 und 23 Prozent aller Fahrten von Lieferwagen (bis zu 3,5 Tonnen) bereits heute durch Lastenräder wirtschaftlicher erledigt werden können. Für die Städte wäre dies sicherlich ein Gewinn. Die Bewohner würde sich über bessere Luft freuen können. Autofahrer würden von freieren Straßen profitieren.
Lediglich für die Radwege wäre eine abrupte Umstellung im Moment noch zu viel. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) schlägt deshalb vor, Radwege zu vergrößern und Fahrradstraßen oder Radvorrangsrouten in das städtische Wegenetz zu integrieren, um das Potential von Lastenrädern voll ausschöpfen zu können.
Zwei Beispiele
Getrieben von Amazon stellt die DHL eine Vielzahl ihrer Prozesse und Technologien um. So testet sie im Moment Lieferdrohnen und plant in den nächsten Jahren ihre gesamte Fahrzeugflotte auf Elektrotransporter umzustellen. Für den Innenstadtraum, in dem weder Drohnen (auf Grund der Mengen) noch große Zustellfahrzeuge (wegen der Verkehrssituation und des Parkplatzmangels) eine optimale Lösung sind, testet sie nun ein Lastenradkonzept.
Mit den sogenannten DHL City Hubs soll die Zustellung dezentraler und damit flexibler werden. Das Konzept besteht dabei aus zwei Komponenten — Den eigentlichen Hubs, in denen bis zu 4 kleine Container (pro Container: Fassungsvermögen 1.000l und Gewicht bis zu 125kg) untergebracht werden können sowie einem Lasten-Pedelec, auf welchem jeweils ein Container transportiert werden kann.
Weitere Informationen: https://www.dhl.de/de/geschaeftskunden/express/infos-knowhow/newsletter/052017/mini-hubs.html
Das Bremer Start-up RYTLE entwickelt die Infrastruktur für ein solches Konzept:
- Um den Prozess der Zustellung zu optimieren, bieten sie eine Kleincontainer, die sog. BOX, in Kombination zum Lastenrad an. Dieser wird vom Logistikdienstleister fertig mit Päckchen, Paketen und anderem Stückgut bepackt und direkt auf dem Lastenrad transportiert.
- Das City HUB, eine hydrauliche Wechselbrücke dient als mobiles Depot. HUBs können bedarfsgerecht aufgestellt und wo immer nötig in den Logistikprozess integriert werden. Ein HUB nimmt dabei bis zu neun vorkonfektionierte Boxen auf.
RYTLE entwickelt aus all diesen Komponenten ein fertiges Logistiksystem, welches das Start-up durch eine moderne IT-Infrastruktur und Crowd-Working-Komponenten ergänzt.
Weitere Informationen: https://rytle.de/
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Hinweis zur Praxisrelevanz
Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.