Kreislaufwirtschaft: Ressourcen schonen & Wettbewerbsfähigkeit erhöhen

InnovationsRadar
4 min readMay 19, 2024

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TEXT: Dr. Michael W. Preikschas

Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit, zwei Begriffe, die Unternehmen als auch Verbraucher beschäftigen. Insbesondere die Kreislaufwirtschaft gewinnt als Instrument zur Bekämpfung wachsender Umweltprobleme erheblich an Dynamik. Im Wesentlichen beschreibt der Begriff den Umgang mit der Lebensdauer von Produkten. Wie können Produkte länger Verwendung finden oder bereits einmal verwendete Ressourcen bzw. Rohstoffe wieder in neuen Leistungen impliziert werden? Dabei ist die Abgrenzung zum unternehmensspezifischen Begriff des Produktlebenszyklus hier schwimmend, denn es geht auch um Geschäftsmodelle. Innovative Ideen sind gefordert, um betriebswirtschaftliches Wachstum mit Müllreduzierung zu verbinden.

Der Global Waste Management Outlook 2024, der vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der International Solid Waste Association (ISWA) veröffentlicht wurde, unterstreicht die entscheidende Rolle dieses kreislaufwirtschaftlichen Ansatzes bei der Abfallvermeidung. Die weltweite Abfallmenge könnte bis 2050 auf 3,8 Milliarden Tonnen ansteigen, wenn nicht eine Kreislaufwirtschaft eingeführt wird. Vor allem die Technologie spielt eine wichtige Rolle in der Kreislaufwirtschaft. Denn Elektroschrott ist einer der am schnellsten wachsenden globalen Abfallströme. Allein im Jahr 2019 wurden weltweit 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott erzeugt, aber nur 17,4 % davon recycelt. Die übrigen 82,6 % landen auf Mülldeponien und in Verbrennungsanlagen, wodurch giftige Chemikalien in die Erde und die Luft gelangen.

Der Bericht der Vereinte Nationen macht darüber hinaus sichtbar, dass eine Vermeidung von Abfall neben der Nachhaltigkeitsorientierung eine volkswirtschaftliche Komponente enthält. Denn die Kreislaufwirtschaft wird die Kosten für die Gesellschaft erheblich minimieren. Insbesondere die Kosten für Mülldeponien und der Müllsammlung könnten gravierend eingeschränkt werden.

Betrachtet man beispielsweise den Erwerb von neuer Technologie in einem Unternehmen oder Privathaushalten, dann würde in einem idealtypischen Kreislauf die gebrauchte Technik mit dem Kaufbetrag gegen das neue Produkt getauscht. Dadurch wird Müll systematisch gesammelt, die Menge des Elektroschrotts reduziert und Kohlendioxidemissionen vermieden.

Eine wichtige Rolle in diesem System spielt auch die weltweite Normung. Neue Vorschriften und Geräte bedeuten beispielsweise, dass die Verbraucher auf USB-C-Kabel umsteigen und ältere „Lightning-Kabel“ nicht mehr benötigt werden. Doch was mit diesen älteren Kabeln geschieht, ist nicht geklärt. Und es stellt sich die Frage: Werden sie in Küchenschubladen oder Mülldeponien entsorgt? Über den Kreislaufansatz könnten Hersteller ermutigt werden Kabel aufzubereiten, zu verpacken und zusammen mit den aufgefrischten und überholten Geräten zu verschicken.

Generation Z als Schlüssel: Schätzungen zufolge werden bis 2026 39,9 % der TikTok-Nutzer Gegenstände im TikTok-Shop verkauft oder gekauft haben. Mit über einer Milliarde TikTok Nutzern bietet die Nachricht, dass TikTok eine Kategorie für wiederaufbereitete Technik im TikTok-Shop eingerichtet hat, eine bisher nicht dagewesene Wachstumsmöglichkeit für den Kreislauftechnikmarkt. Der Shop wird mehr Menschen den Zugang zu aufgefrischter, restaurierter und wiederaufbereiteter Technologie ermöglichen. Dies wird vor allem den Markt der Generation Z ansprechen, da TikTok ihre wichtigste Suchmaschine ist und sie sich auch als große Befürworter einer Kreislaufwirtschaft erweisen. Bei der Generation Z ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich für gebrauchte und wiederaufbereitete Artikel entscheidet, fast doppelt so hoch wie bei älteren Generationen. Wenn man die enorme Reichweite von TikTok mit einer Generation kombiniert, die den Wandel in Sachen Nachhaltigkeit vorantreiben will, wird sich zweifellos die Art und Weise, wie Technik gekauft wird, ändern.

Folgend einige Beispiele aus dem Trendbarometer Trendone:

Die Modemarke New Optimist hat in Zusammenarbeit mit Candour.Digital die Pfandplattform für Kleidung namens „N.E.W. Foundation“ lanciert, die Kunden garantiert, dass ihre Kleidung recycelt und zu neuem Garn verarbeitet wird oder ein zweites Leben erhält. Darüber hinaus können die Kunden durch Scannen des QR-Codes den gesamten Lebenszyklus bis zum Recycling verfolgen. New Optimist ruft andere nachhaltige Bekleidungsmarken dazu auf, sich der N.E.W. Foundation anzuschließen und das Pfandsystem zu nutzen, um Kleidung kreislauffähig zu machen.

Forschende der NTU Singapur haben eine Methode zur Rückgewinnung von hochreinem Silizium aus ausgedienten Solarzellen entwickelt, um Lithium-Ionen-Batterien für den weltweit wachsenden Bedarf an Elektrofahrzeugen herzustellen. Dabei werden alte Solarmodule 30 Minuten in heißer Phosphorsäure eingeweicht, damit sich die Metalle lösen. Der Vorgang wird mit frischer Phosphorsäure wiederholt, wodurch reine Siliziumscheiben entstehen. Das Verfahren zeigt eine höhere Rückgewinnungsrate und Reinheit als die derzeitigen Silizium-Rückgewinnungstechnologien und ist effizienter, da nur ein einziges Reagens benötigt wird.

Die in Großbritannien ansässige Ellen MacArthur Foundation hat den Roll-out ihres Circular-Start-up-Index gestartet. Der Index ist eine durchsuchbare öffentliche Datenbank mit Start-ups, die an der Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft arbeiten. Mehr als 500 Start-ups aus verschiedenen Branchen und Regionen werden im Index aufgeführt und bieten innovative Lösungen zur Beseitigung von Abfällen und Verschmutzung, zur Zirkulation von Produkten und Materialien und zur Regeneration der Natur. Die Foundation hofft, dass durch den Index noch mehr Start-ups ermutigt werden, sich an der Umstellung auf die Kreislaufwirtschaft zu beteiligen.

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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Beiträge von Dr. Michael W. Preikschas & Dr. Michael Schuricht zu Trends und innovativen Geschäftsideen

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