Individualisierung: Mit Digital Tribes gegen die Vereinsamung

InnovationsRadar
3 min readFeb 7, 2021

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TEXT: Dr. Michael W. Preikschas

Wikipedia beschreibt den Begriff „Digital Tribe“ als einen umgangssprachlichen Ausdruck für eine inoffizielle Community von Menschen, die ähnliche Interessen vertreten. Dabei wird die Vernetzung vor allem über die sozialen Medien gelebt. Menschen suchen nach sozialen oder den sogenannten „parasozialen“ (eingebildeten sozialen Verbindung zu „Stars“ und „Sternchen“) Interaktionen. Weltweit fühlen sich vor allem junge Menschen einsamer und isolierter als jemals zuvor. Der Ford 2021 Trend Report veröffentlichte nun eine Studie nach der 47 Prozent der Generation X zumindest einmal die Woche ein Gefühl der Einsamkeit empfinden. Bei den Millennials (geboren zwischen 1996 und 2010) sind es 57 Prozent und bei der Generation Z (geboren nach 2010) bereits 64 Prozent. Dabei lässt die Einsamkeit nach, wenn eine starke Verbundenheit zu den persönlichen Gruppen — auch den digitalen — vorhanden ist.

Was diese Digitale Tribes besonders macht, ist der Eindruck einer Art geschlossener Gesellschaft, mit der sich die Mitglieder umgeben. Die soziale Gemeinschaft bleibt unter sich und schmort im eigenen Saft. Dabei wird das Image des elitären Raumes durchaus für die eigene Vermarktung verwendet. Dies ist aktuell an der Clubhouse-App zu erkennen. Das „audioale Instagram“, in dem „Diskussionsgruppen“ zu unterschiedlichen Themen existieren ist nämlich nicht für Jedermann geöffnet. Wer drin ist, kann sich also als Besonders fühlen. Dabei besteht dann die Gefahr — ähnlich dem Dark Net — dass radikalisierte Gruppen (oder Tribes) über Grenzen treten.

Wie beispielsweise die Social Creators haben verschiedenste Unternehmen entdeckt, dass dieser Schein des Besonderen eine Marktchance ist. Jeder soll die Möglichkeit der Individualisierung in den sozialen Netzwerken erhalten. Die kolumbianische Plattform „OnlyFams“ stellt dafür einen Baukasten für Micro-Communities zur Verfügung. Nutzer können hier unter eigenem Logo und eigener Marke private soziale Netzwerke gründen. Diese lassen sich entweder zur kostenlosen Nutzung oder im bezahlpflichtigen Abonnement-Format einrichten. Hierfür stehen diverse Voreinstellungen, Erweiterungen und zusätzliche Möglichkeiten der Eigengestaltung über eine Programmierschnittstelle zur Verfügung. Der Service bietet eine simple Lösung für interne, selbst gebrandete Kommunikationsnetzwerke.

Das Start-up Cappuccino hat die gleichnamige App entwickelt, die es Nutzern ermöglicht, sich mit Freunden und Bekannten zu vernetzen und auszutauschen, jedoch nicht in Text- oder Videoform, sondern indem sie Audioschnipsel, so genannte „Beans“, aufnehmen und beispielsweise von ihrem Tag berichten oder einen Witz erzählen. Aus allen aufgenommenen „Bohnen“ braut die App dann einen „Cappuccino“, eine Art personalisierten Podcast, der für jeden Nutzer individuell erstellt wird. Dieser wird jeden Morgen um 8 Uhr mit einer Zusammenstellung der bis dahin aufgenommenen Audiogeschichten abgespielt.

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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Beiträge von Dr. Michael W. Preikschas & Dr. Michael Schuricht zu Trends und innovativen Geschäftsideen

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