Immensive Technologien: Die Pandemie erhöht den Bedarf an Mixed Reality

InnovationsRadar
3 min readSep 27, 2020

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TEXT: Dr. Michael W. Preikschas

Der schnelle Wechsel in das Home-Office hat beinahe jedes Unternehmen tangiert. Stark beeinflusst hat die Heimarbeit auch die Industrieunternehmen. Die Firmen sind auf Mitarbeiter angewiesen, die beispielsweise Produkte montieren, Wartungen durchführen, Fahrzeuge fahren oder komplexe Lager managen. Da diese Unternehmen auch in Zukunft einer ungewissen Präsenz der Arbeiter im eigenen Betrieb ausgesetzt sind, suchen viele nach alternativen Wegen die Menschen einzuplanen. Die immensiven Technologien scheinen dafür eine optimale Wahl. Ausgehend von der Virtuellen Realität (VR), in der der Anwender in eine komplett computergenerierte 3D Umgebung eintaucht; und der Augmented Reality (AR), in der die reale Welt mit digitalen Daten in Echtzeit überlagert wird, kann bei der Mixed Reality (MR) die echte und virtuelle Welt verschmelzen. Dabei können realen Personen in virtuelle Welten gerückt oder umgekehrt, digitale Gegenstände im realen Raum bewegt werden.

Eine PwC Studie sagte schon im letzten Jahr voraus, dass im Jahr 2030 23,5 Millionen Arbeitsplätze VR/AR Technologie für die Bereiche Weiterbildung, Meetings und Dienstleistungen einsetzen werden. Eine andere Forschung (ABI Research) — veröffentlicht in 2020 vor der Pandemie — spricht von einer Wachstumsrate der VR Technologie von 45,7 Prozent in den Folgejahren. Unternehmen, wie beispielsweise Spatial Systems (spatial.io), deren Produkt ähnlich einer virtuellen Version von Zoom (zoom.us) entspricht, können seit dem März 2020 von einer Verwendungssteigerung ihrer Software von 1000 Prozent berichten. Ähnliches ist zu hören von IrisVR (irisvr.com), eine Firma spezialisiert in immensive Technologien für Architekten und Planungsbüros. Die Anfragen übersteigen die Kapazitäten zur Verarbeitung der Interessenten.

AR-Lösungsanbieter Ubimax (www.ubimax.com) aus Bremen bietet eine MR-Brille, die herkömmliche Smart Glasses in Gewicht und Größe unterbietet. Die Datenbrille, bestehend aus einem Display, das der Arbeiter neben oder unter dem Auge positioniert. Für den Träger sieht es so aus, als würde er ein 7-Zoll-Tablet eine Armlänge entfernt halten. Doch die Hände bleiben frei, etwa für das schnelle und fehlerfreie Kommissionieren in einem Lager. Auf dem Display sieht der Arbeiter dann beispielsweise, wie viele Schrauben er aus welcher Kiste in welchem Regal dem Auftrag hinzufügen muss. Der Einsatz solcher Technologien hängt aber an den durchzuführenden Tätigkeiten. Für beidhändiges Arbeiten sind Datenbrillen empfehlenswert, ansonsten passen auch kostengünstigere Smartphones und Tablets.

Augmented Reality spielt nicht zuletzt auch in der Ausbildung eine wichtige Rolle. Das zeigt die Weldplus GmbH (weldplus.de) aus Müschenbach in Rheinland-Pfalz. Die AR-Trainingsspezialisten wollen die Ausbildung von Schweißern vereinfachen. Diese hat sich seit den 1950er-Jahren kaum verändert. Der Azubi zieht hunderte Schweißnähte, der Ausbilder schaut ihm dabei über die Schulter. Viel Material und Geld bleiben auf der Strecke. Ein Schweißsimulator soll helfen. Der Azubi setzt sich einen Schweißerhelm mit einer Schutzscheibe auf, über die sich Informationen einblenden lassen. Dann greift er zu einer Sensorschweißpistole und zieht an einem Plastikbauteil eine virtuelle Schweißnaht — unterstützt von einem digitalen Assistenten und einem Analysetool. Ohne Rauch, ohne Gestank, ohne Verbrauchsmaterial. Der Ausbilder verfolgt die Fortschritte des Azubis über den Laptop und weist ihm Schritt für Schritt Übungen zu. Zum Einsatz kommt der Schweißsimulator unter anderem in der Bildungsakademie von VW in Emden.

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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Beiträge von Dr. Michael W. Preikschas & Dr. Michael Schuricht zu Trends und innovativen Geschäftsideen