Handwerk 2025: digital und innovativ

Text: Dr. Michael Schuricht

InnovationsRadar
5 min readOct 5, 2020
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Ein Schlüssel für den anhaltenden Erfolg des Handwerks ist (und war es immer) technische und nachfrageseitige Entwicklungen aufzunehmen, in Innovationen zu übersetzen und neue Felder handwerklicher Tätigkeiten zu erschließen. Das Handwerk hat viele traditionelle Gewerke auf diese Weise kontinuierlich weiterentwickelt, aber auch diskontinuierlich Strukturen verändert und neue Gewerke etabliert.

Status-quo: Digitalisierung

Die Digitalisierung hat so beispielsweise das Handwerk längst erreicht. Wie eine Studie der Bitkom zeigt, setzten bereits 95 Prozent aller Handwerksbetriebe digitale Kommunikationsmittel ein. 58 Prozent nutzen Software-Lösungen um betriebliche Abläufe zu steuern und Prozesse zu optimieren:

So kann zum Beispiel ein Kunde den Auftrag für das Verlegen eines neuen Fußbodenbelags direkt vor Ort auf dem Smartphone oder digital über eine Webschnittstelle erteilen. Mittels einer Software für das Management von Kundenbeziehungen (CRM) wird der Auftrag erfasst und digital archiviert. Das notwendige Material wir teils vollautomatisch bestellt. Über ein ERP-System der Einsatz der Mitarbeiter und die Umsetzung vor Ort koordiniert. Die Rechnung wird nach Abschluss der Arbeiten zeitnah per E-Mail verschickt.

Quelle: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Zwischen-Tradition-und-Innovation-brDas-Handwerk-wird-digital.html

Auch innovative, digitale Technologien haben im Handwerk Einzug gehalten. Der Bitkom zufolge, setzt bereits jeder zehnte Betrieb Tracking-Systeme ein, um Lagerbestände zu ermitteln, Lieferwege zu verfolgen oder Diebstahl zu verhindern. Neun Prozent nutzen 3D-Scanner um Gebäude und Bauteile zu vermessen oder stellen mit 3D-Duckern Ersatzteile her. Von vielen Unternehmen (19 Prozent) werden vermutlich zeitnah Technologien zur vorausschauenden Wartung von Maschinen und Arbeitsgeräten eingeführt.

Trendmap 2025: Ein Blick in die Zukunft

Mit der Einführung digitaler Tools hat das Handwerk einen wichtigen und richtigen Schritt gemacht. Doch die Welt verändert sich. Fast täglich entstehen neue, noch effizientere Technologien. Andere Themen, wie die zunehmende Urbanisierung, die alternde Gesellschaft oder zuletzt die Covid-19-Pandemie rücken in den Mittelpunkt.

Mit der Trendmap 2025 hat der renommierte Trendforscher Peter Wippermann eine Orientierungshilfe entwickelt, die dem Handwerk wichtige Impulse für die Entwicklung in den kommenden Jahren geben kann.

Unterteilt in die Hauptthemen Automation, Engagement, Marketing und Networking zeigt die Übersicht, welche Trends für Handwerksbetriebe in Zukunft wichtig werden. Wippermann betont, dass es sich dabei nicht um Modeerscheinungen handle, sondern um nachhaltige Entwicklungen — aber auch, dass nicht jeder der genannten Trends für jede Branche gleichermaßen bedeutsam sei.

Quelle: https://www.trendmap-handwerk.de/

Cluster Networking (inkl. Beispiele)

Im Betrieb, aber auch über die Betriebsgrenzen hinweg wird die Zusammenarbeit neu definiert. Innerbetrieblich gilt es eine Brücke zwischen den Generationen zu schlagen, neue Arbeitsformen auszuprobieren und Know-how-Abfluss auf Grund des Fachkräftemangels zu verhindern. Außerbetrieblich entstehen neue Modelle der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen. Agil und flexibel schließen sich Gewerke für Arbeitsabschritte oder ganze Projekte zusammen. Kontinuierlich tauschen sie Informationen aus und nutzen einen gemeinsam Raum- und Gerätepool.

Beispiel BIM: Durch BIM wird eine kooperative Datenbasis für Bauprojekte geschaffen, auf die alle Gewerke von der Planung, Ausführung, Bewirtschaftung bis zum Um- und Rückbau gemeinsam nutzen können. Dadurch werden Planungs- und Koordinationskosten reduziert und Fehler vermieden.

Beispiel Gig-Working: Handwerker können durch den Einsatz von Gig-Workern (Selbstständige) auf zeitlich befristeter Basis Kompetenzlücken schließen oder Arbeitsengpässe umgehen. Durch die Nutzung von Gig-Portalen können sie darüber hinaus ihre Auftragslage optimieren.

Cluster Automation (inkl. Beispiele)

Neue Technologien helfen den Arbeitsalltag zu vereinfachen, Prozesse zu verschlanken und weiter zu optimieren. Intelligente Software übernimmt Routineaufgaben und schafft Freiräume für mehr Kreativität. Gleichzeitig erhöht sie die Sicherheit und Transparenz. Innovative Hardware unterstützt den Handwerker bei schweren oder gefährlichen Tätigkeiten. Sie hilft dabei Produkte schneller und effizienter, individuell, nach Kundenwunsch zu fertigen. Durch neue Hardware kann auch ein neues, eigenes Geschäftsfeld für den Handwerker entstehen.

Beispiel Exoskelett: Innovative Hardware entlastet den Handwerker bei schweren, körperlich anstrengenden Tätigkeiten. Sie hilft schwere Gegenstände zu heben, steigert die körperliche Kraft und trägt gleichzeitig zum Erhalt der Gesundheit bei.

Beispiel Cobot: Im Handwerk können Roboter dem Mitarbeiter direkt assistieren. Menschen bringen in der Zusammenarbeit ihr Urteilsvermögen und ihre Feinmotorik ein, die Cobots ihre Kraft und Präzision. Cobots lernen eigenständig und können (ganz ohne Programmierung) Aufgaben wiederholen, die einmal vorgeführt wurden sind.

Cluster Engagement (inkl. Beispiele)

Gesellschaftliches und soziales Engagement wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Kunden und Mitarbeiter legen zunehmend Wert auf einen schonenden Umgang mit Umwelt und Natur. Im sozialen Miteinander werden Gerechtigkeit zwischen Geschlechtern und Kulturen, aber auch Gesundheit, gute Arbeitsbedingungen oder Zufriedenheit ein zentrales Aktionsfeld für Handwerker sein.

Quelle: https://www.klara-gruen.de/

Beispiel Climate Action: Durch Engagement für Umwelt und Nachhaltigkeit schaffen Handwerker/-innen ein Alleinstellungsmerkmal und erschließen neue Zielgruppen.

Beispiel Diversity: Mit einen Fokus auf Diversity setzen Handwerksbetriebe auf vielfältige Idee von Menschen unterschiedlicher Kulturen, Alters und Geschlecht. Das zahlt sich auch wirtschaftlich aus. Studien zeigen, je mehr Diversity, desto höher der Umsatz durch innovative Produkte und Dienstleistungen.

Cluster Marketing (inkl. Beispiel)

Auch im Handwerk wird das Marketing wird zunehmend digital. Werbliche Aktivitäten weiten sich auf mobile Endgeräte, wie Smartphones oder Tablets aus. Plattformen werden zum primären Kommunikationskanal. Sowohl im Vertrieb, als auch in der Mitarbeitergewinnung wird Markenaufbau eine zunehmende Rolle spielen. Es bilden sich Premium-Marken heraus, die mit besonderen Services oder Erlebnissen zu überzeugen wissen.

Beispiel Brand Experience: Auch im Handwerk ist der Aufbau einer emotionalen Bindung zum Kunden von großer Bedeutung. Der Handwerks- Brand-Experience setzt auf Kundenzufriedenheit und Loyalität, also auf eine langfristige Kundenbeziehung und nicht auf kurzfristige Werbemaßnahmen. Sie strebt bewusst auf Mundpropaganda und Weiterempfehlung an.

Stichworte

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Hinweis zur Praxisrelevanz

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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Beiträge von Dr. Michael W. Preikschas & Dr. Michael Schuricht zu Trends und innovativen Geschäftsideen

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