Green Tech: Laboressen für Mensch und Tier

InnovationsRadar
2 min readMay 16, 2021

TEXT: Dr. Michael W. Preikschas

Haustierbesitzer in Westeuropa sind statistisch gesehen eher Vegetarier oder Veganer als ihre Mitmenschen ohne Hund oder Katze. Diese Tierliebe macht es Herrchen oder Frauchen schwer, die traditionell fleischfressenden Mitbewohner mitleidslos zu füttern. Technologische Innovationen könnten dies Dilemma in Zukunft lösen. Die Idee der „Aufzucht“ von Fleisch im Reagenzglas spukt seit einiger Zeit in unseren Köpfen. Bevor diese Nahrung sich beim Menschen durchsetzt, bietet der Haustiermarkt eine willkommene Gelegenheit, um die Akzeptanz dieser Produkte zu steigern.

Allein in Deutschland ist der Markt für Hunde- und Katzennahrung riesig. Laut Statista wurden 2020 3,2 Milliarden Euro umgesetzt. Außerdem ist das künstliche Futter in einem Marktsegment platzierbar, welches einen Premium Preis toleriert. Denn unabhängig vom Zielkunden für Labor-Fleisch — das Tier oder der Mensch selbst — es gilt als höchst ökologisch. Ein Kilogramm des im Reagenzglas zubereiteten Fleisches erzeugt in seiner Herstellung nur 1,7 kg Kohlendioxid. Für die gleiche Menge Rindfleisch kann mit 27 kg CO2 gerechnet werden. Darüber hinaus wird sehr viel weniger Weideland und Wasser benötigt. Da die Haustiere wenig über die optischen Gegebenheiten des Fleisches meckern werden, scheint dieser Markt eine optimale Anlaufstation.

Zu den Pionieren bei künstlichem Fleisch für Haustiere zählt das in den USA beheimatete Start-Up Because Animals. Dort isoliert man Stammzellen von Mäusen und siedelt diese in künstlicher Umgebung an. Unter den passenden Bedingungen vermehren sich die Zellen explosionsartig. Auch für sensible Vegetarier ist dies Fleisch „fütterbar“, denn die Zell-Spender-Maus muss nicht um ihr Leben fürchten. Vielmehr lebt diese in einer Art Pflegestation für Tiere. Das Wettbewerbsunternehmen Wild Earth (USA, Kalifornien) fokussiert sich bei den Stammzellenlieferanten auf Hühnchen und Fische.

Wichtig bei der Tiernahrung von Fleischfressern ist die proteinreiche Nahrung. Geht es aber um Optik kann das „Steak“ durchaus auch aus anderen Inhaltsstoffen — beispielsweise aus Pflanzen — erzeugt werden. Das israelische Start-Up Redefine Meat, welches 3D Drucker für Fleisch entwickelt, hat 2021 über eine Fundraising-Aktion Mittel gesammelt, um die Geräte an Restaurants im ganzen Land zu vertreiben. Das Unternehmen kombiniert 3D Modelle, Rezepte und Drucker, um „Fleisch“ durch die Drucker entstehen zu lassen. Dabei wird das Protein aus Hülsenfrüchten und Fett aus Pflanzen gewonnen. Diese „Steaks“ vereinen die Oberflächenoptik und den Geschmack von Rindfleisch — allerdings ohne das übliche Cholesterin zu enthalten.

Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.

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Beiträge von Dr. Michael W. Preikschas & Dr. Michael Schuricht zu Trends und innovativen Geschäftsideen