E-Government: Digitalisierung der öffentlichen Behörden
TEXT: Dr. Michael W. Preikschas
Laut einer Studie der Vereinten Nationen haben in Deutschland 57 von 100 Menschen schon einmal online mit öffentlichen Behörden interagiert. Damit ist Deutschland nur im Mittelfeld eines europäischen Vergleichs. Der Spitzenreiter ist Dänemark, wo 92 Prozent der Einwohner schon auf digitalem Weg mit dem Staat kommuniziert haben (https://publicadministration.un.org/en/Research/UN-e-Government-Surveys). Und auch bei den digitalen Angeboten des Staates an seine Bürger ist Dänemark führend. Laut eigenen Angaben ist dieser Erfolg auf die Umsetzung einer 5 Jahres Digitalstrategie zurückzuführen bei der vor allem die öffentliche Administration, Kommunikation und sogenannte e-Services im Fokus standen. Diese elektronischen Dienstleistungen sind heute schon soweit von den Nutzern akzeptiert, dass ein digitaler Personalausweis und ein elektronischer Briefkasten zur Pflicht bei der Kommunikation mit dem Bürger geworden sind.
Auch in Deutschland gibt es durchaus einen Trend zum digitalen Medium bei der Kommunikation mit dem Staat. Deutliche Zunahmen sind bei einfachen Diensten, wie der Online-Terminvergabe zu erkennen. Problematisch ist vor allem die geringe Kenntnis über die von den Kommunen angebotenen digitalen Leistungen. Zum Beispiel die Möglichkeit, in Deutschland Führungszeugnisse oder Briefwahlunterlagen online zu beantragen, kennt hier maximal die Hälfte der Onliner/Innen. Darüber hinaus werden große Potenzial für einen reibungslosen und schnellen Ablauf besonders bei ELSTER (der digitalen Steuererklärung) und den Kraftfahrzeug Dienstleistungen (online anmelden/ummelden/abmelden) kaum genutzt (https://initiatived21.de/app/uploads/2019/10/egovernment-monitor-2019.pdf). Die Gründe der geringen Nutzung liegen einerseits in der schwachen Bekanntheit der Dienste. Andererseits gibt es eine Schere zwischen Bedarf und Angebot: Der von den Bürgern benötigte Service existiert online gar nicht und kann somit auch nicht genutzt werden. Zudem stehen die Online-Dienste der Behörden im Wettbewerb mit privat-kommerziellen Anbietern. Bei der Zufriedenheit mit den Leistungen werden die Behörden von den Bürgern nur durchschnittlich bewertet. Erwartungen zur durchgängigen Abwicklung von Prozessen sowie der Möglichkeit zur Erledigung verschiedener Dienste werden nicht erfüllt, sind aber für die Verbreitung und Akzeptanz des E-Government notwendig.
Die eID (elektronische Identifikation) gilt daher als Schlüssel für den Erfolg von E-Government. Mittels einer NFC-Schnittstelle auf dem Smartphone könnte die Grundlage für einen unkomplizierten und zeitlich unabhängigen Gebrauch der Dienstleistungen gelegt werden. Diesen Ansatz verfolgt auch das Hamburger Start-Up Nect (nect.com) und entwickelte ein neues digitales Identifikationsverfahren. Durch die Aufnahme einer Stimmenprobe, eines Selfievideos und eines Fotos des Personalausweises kann über eine Künstliche Intelligenz eine digitale Fernidentifikation durchgeführt werden. Mit dieser Anwendung können sich Kunden neben den öffentlichen e-services auch beispielsweise bei der Eröffnung eines Bankkontos ausweisen.
Nicht nur bei der Identifikation, sondern auch den Dienstleistungen selbst, entwickeln Start-Ups Lösungen, die durch ihre schlanke und moderne Art, die Digitalisierung der Behörden weiter vorantreiben wird. Ein Beispiel ist das junge Münchner Unternehmen Commnex (www.commnex.de). Die Idee ist ein Marktplatz für Kommunalkredite. Das Fin-Tech Start-Up hat einen Marktplatz entwickelt, auf dem Kommunen und kommunale Unternehmen ihren Kreditbedarf ausschreiben können. Dadurch wird der manuelle Ausschreibungsprozeß von Krediten digital und somit einfacher, schneller und transparenter.
Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management.
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