Digital Social Learning: Kollaboration und Interaktion als Teil des digitalen Lernkonzeptes
Text: Dr. Michael Schuricht
Soziale Interaktion ist ein Grundbedürfnis und Teil der menschlichen Natur. Sie steigert die Motivation und regt bewusst oder unbewusst Lernprozesse an. Auch in der digitalen Zeit ist sie deshalb oft Teil von betrieblichen Aus- und Weiterbildungskonzeptionen. Formalisierte Curricula, in denen spezifische Inhalte festgeschrieben sind, werden beispielsweise durch Mentorenprogramme, physische Lerngruppen oder Plattformen, auf denen die Lernenden sich vernetzen, zusammenarbeiten und Ideen zur Problemlösung austauschen können, ergänzt.
Der Trend
Der Begriff Social Learning wurde zu großen Teilen durch den Wissenschaftler Albert Bandura geprägt. Nach seinem Verständnis ist Lernen ein aktiver Prozess. Er findet in sozialen Kontexten und in Gruppen statt. Bandura ist ein Vertreter der 70:20:10 Regel. Nach dieser Regel eignen wir uns 70% unseres Wissens durch Beobachtung von Anderen an. 20% entsteht im Rahmen von Interaktion, und nur 10% lernen wir auf dem traditionellen Weg.
Social Learning findet dabei nicht immer von Angesicht zu Angesicht statt. Vielmehr werden soziale Elemente inzwischen immer häufiger mit E-Learning-Angeboten oder anderen Onlineaktivitäten verknüpft. Folgende Ansätze sind bereits heute in der Praxis zu sehen:
- User Generated Content: Lernende produzieren selbst Kursinhalte (Videos, Fotos, Infografiken, etc.) in denen Sie über Erfolge, Vorgehensweise oder neue Ideen berichten. Über ein LMS oder soziale Medien (wie Facebook oder YouTube) werden diese dann mit anderen Lernenden geteilt. User Generated Content ermöglicht es, von Anderen zu lernen ohne direkt miteinander zu interagieren.
- Wettbewerb & Gamification: Über Bestenliste, Auszeichnungen oder kleine Wettbewerbe lässt sich soziale Interaktion auch online organisieren. Dies steigert nicht nur die Motivation, sondern regt auch Gespräche und Diskussionen an.
- Q&A-Sessions: Frage- und Antwort-Formate sind auf Online-Portalen sehr beleibt. Sie ermöglichen es “live” mit Wissensträgern und Experten zu interagieren. Fragen und Probleme werden strukturiert beantwortet. Als FAQ-Sammlung kann dies auch ohne zeitliche Bindung, sukzessive geschehen.
- Live-Events: Digitales Lernen findet nicht immer nur online statt. Physische Treffen zwischen Lernenden und Dozenten tragen zum Informationsaustausch und zur Community-Bildung bei. Das Bilden von Lerngruppen (die sich physisch treffen, um gemeinsam online zu lernen) nimmt Unerfahrenen die Angst und steigert deren Motivation.
- Mentorship: Mentoren können auch im E-Learning eine wichtige Rolle spielen. Als Peers und Contentmanager helfen sie Lernenden beim Wissenserwerb. Sie schneiden Kursinhalte auf die Bedarfe der Lernenden zu, zeigen Lösungswege auf und motivieren im Rahmen der Interaktion.
Viele Unternehmen haben bereits heute die Bedeutung von Digital Social Learning erkannt. Einer Umfrage der Brandon Hall Group zufolge, planen 73% der Unternehmen in Zukunft verstärkt in Social Learning zu investieren. Dies kann sich lohnen, denn wie die Association for Talent Development zeigt, liegt der ROI solcher Maßnahmen bei 75:1.
Ein Beispiel
HP Inc. hat sich in den letzten Jahren verstärkt im Bereich Social Learning engagiert. Mit seiner “Brain Candy” Initiative hat das Unternehmen eine Social-Learning-Plattform etabliert, um den Austausch zwischen Mitarbeitern zu fördern, Lernmaterial zu organisieren, die Mitarbeiter zum Lernen zu motivieren und um die Entwicklung von Fähigkeiten, beispielsweise im 3D-Druck, zu forcieren. Mitarbeiter haben dabei die Möglichkeit selbst Inhalte zu erstellen und in Gruppen oder im Rahmen von Q&A-Sessions mit Wissensträgern zu diskutieren.
Weitere Informationen unter: https://www.pathgather.com/hp-reinvents-learning-brain-candy/
Stichworte
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Hinweis zur Praxisrelevanz
Innovatoren erreichen mehr Umsatz und Gewinn, neue Kunden und Märkte. Trends früh erkennen, daraus Bedürfnisse richtig und rechtzeitig ableiten, neue Lösungen zum Erfolg entwickeln — das ist ihr Geschäft. Sie arbeiten intern im Netzwerk und extern mit Partnern. Marketing und Vertrieb sind früh eingebunden. Innovationen beginnen mit Ideen und gelingen durch strukturiertes Management